Leider besteht bei vielen Menschen die Annahme, dass bei jeder Kniegelenksarthrose immer ein ganzes neues Knie (Knie-Totalendoprothese) implantiert werden muss. Dies ist jedoch falsch! Ist nur ein Teil des Gelenkes verbraucht oder verschlissen, so wird auch nur dieser ersetzt. Das restliche Kniegelenk bleibt unberührt. Dazu existieren folgende Prothesen:
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Auch eine lokale Durchblutungsstörung in diesem medialen Kniegelenksbereich ist sehr häufig (aseptische Knochennekrose, Morbus Ahlbeck) und führt zu regelrechten Knorpel/Knochendefekten, die oft nur noch mit einer Teilprothese zu versorgen sind.
Eine Überkronung nur des betroffenen Gelenkareals mit einer Schlittenprothese ist sehr gut möglich, der postoperative Verlauf sehr rasch, der Patient darf sofort nach dem minimalinvasiven Eingriff belasten.
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Für ganz isolierte Knorpeldefekte implantieren wir den “Episealer”. Diesen nur, wenn eine Knorpeltransplantation nicht mehr indiziert oder fehlgeschlagen ist. Der Episealer hat den Vorteil vor einer Knorpeltransplantation, da er sofort voll belastbar ist.
Die Haltbarkeit dieser Prothesentypen liegt nach den letzten Studien bei über 18 Jahre. Das ist derzeit unschlagbar. Auch unsere Ergebnisse (Erfahrung mit dem Implantat seit ca. 10 Jahren) liegen genau im internationalen Vergleich.
Sollte es im Laufe der Jahre notwendig werden, den Hemischlitten gegen eine Vollprothese auszutauschen, ist dies ohne weiteres und ohne größeren Substanzverlust möglich. Dr. Kothny ist seit Jahren internationaler Instruktor, u.a. für diese Implantate und das M/O/C internationales Referenzzentrum.
Das Kniescheibengelenk (Patello-Femoral-Gelenk) wird von vielen Orthopäden und Chirurgen stiefmütterlich behandelt. Als Teil des Kniegelenkes ist es jedoch ein eigenständiger und sehr komplexer Gelenkbereich, welcher die Kräfte der Oberschenkelmuskulatur – zum Bewegen des Kniegelenkes – an den Unterschenkel umlenkt. Dadurch kommt es zu extremen Krafteinleitungen, die bei einer Gelenkfehlstellung oder Fehlbelastung zu deutlichem lokalen Verschleiß führen können.
Diese lokale Arthrose wird aber leider in den meisten Fällen mit einer Totalprothese des Kniegelenkes therapiert.
Dies ist jedoch nicht notwendig
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Ist das Kniegelenk lediglich hinter der Kniescheibe und im Bereich des Kniescheibenlagers (Retropatellararthrose) verändert, kann man einen lokalen Ersatz durchführen. Mit der Patellofemoralprothese wird nur der betroffene Gelenkanteil mit einer künstlichen Kappe überzogen.
Dr. Kothny ist internationaler Instruktor u.a. auch für dieses Implantat.
Gleitlagerprothese
Diese Gleitlagerprothese für das Patello-Femoral-Gelenk führt zu einer sofortigen Schmerzlinderung im dem Bereich. Der große Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass nur der betroffene Gelenkanteil versorgt wird. Verschleißt das restliche Gelenk mit den Jahren, so ist eine Erweiterung der Versorgung immer möglich.
Es bleibt später ohne Probleme und Knochensubstanzverlust die Möglichkeit, eine Totalendoprothese (TEP) zu implantieren.
Der Teilgelenkersatz am Kniegelenk ist bei der medialen Arthrose, also im Bereich der Innenseite am Kniegelenk die Therapie der Wahl. Der größte Vorteil für die Patienten kommt daher, dass ⅔ der Gelenkregion, inklusive des vorderen und teilweise auch hinteren Kreuzbandes, großer Knorpelflächen und der Außenmeniskus nicht entfernt werden müssen. Wichtige Sensoren und Stabilisatoren im Kniegelenk bleiben erhalten und funktionieren weiterhin optimal.
Eine ganz zentrale Bedeutung hierfür hat das vordere Kreuzband. Bei einem vollständigen Gelenkersatz wird nicht nur dieses entfernt, sondern sehr viel weiteres “funktionelles” Gewebe. Man geht davon aus, dass sämtliche Rezeptoren und die Verschaltung mit dem Rückenmark und Gehirn neu ausgebildet werden muss.
Der Patient muss die sämtliche Bewegungen und das Gehen erst wieder neu lernen. Und dies ist wahrscheinlich der entscheidende Prozess für die Rehabilitation nach der Operation. Patienten mit einem Teilgelenkersatz kommen viel schneller in den Alltag zurück, benötigen weniger Physiotherapie und Schmerzmedikamente. Das Knie fühlt sich viel “natürlicher” an. Ein möglicher Nachteil ist jedoch die erhöhte Revisionsrate (d.h. die Notwendigkeit einer erneuten Operation) vor allem in den ersten beiden Jahren nach der Operation. Dies zeigen Studien, welche den uni- mit dem bikompartimentellen Gelenkersatz verglichen haben.
Kritisch kann jedoch auch angemerkt werden, dass eine Revision bei einem Teilgelenkersatz eher in Betracht gezogen wird, als bei einer bereits vorhandenen Totalendoprothese, da hier der Wechsel nur mit einem sehr hohen Aufwand in eine sehr großes Revisions-Implanat erfolgen kann. Ein weiteres Argument ist das Voranschreiten der Arthrose in die übrigen Gelenkregionen. Dies ist zwar theoretisch möglich, konnte jedoch in wissenschaftlichen Arbeiten wiederlegt werden. Bei einer korrekten Indikationsstellung und Auswahl der Patienten ist dies sehr selten und unwahrscheinlich.
Gerade in der Anfangszeit der “Unischlitten” waren insbesondere ein hoher Bodymass-Index, eine höherers Lebensalter, ein Verschleiß der Kniescheibe (Patella) eindeutliche Ausschlusskriterien für einen Teilgelenkersatz. Mittlerweile konnte gezeigt werden, dass nunmehr die Arthrose im anderen Kompartiment ( in der Regel ist dies die Außenseite des Kniegelenks) und die fortgeschrittenen Arthrose der lateralen Patella sind die beiden entscheidenden verbleibenden Kontraindikationen. Somit wurde die mögliche Anzahl der Patienten, die mit einem unikondylären Implantat versorgt werden können in der letzten Zeit deutlich erhöht. Somit kann die aktuelle 1:10 Ratio von uni- und bikondylären Prothesen in Deutschland noch deutlich zu Gunsten der Unischlitten in der Versorgung gesteigert werden.
Die Haltbarkeit der unikondylären Prothesen liegt nur gering unterhalb derer von Totalendoprothesen und zwar bei 70% nach 25 Jahren im Gegensatz zu ungefähr 82%. Auch hier kann davon ausgegangen werden, dass die Entscheidung zu einer möglichen erneute Revision leichter und schneller gestellt wird als bei dem bereits erfolgten vollständigen Ersatz.
Sowohl die gesamte Rehabilitation als auch Rückkehr in den Alltag ist signfikant kürzer im Vergleich zur Totalendoprothese. Schon in den ersten Tagen nach der Operation im Krankenhaus zeigt sich eine deutlicher Unterschied. Auch die Entscheidung zu einer ambulanten Rehabilitation oder eine Rehabilitation nur im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung ist viel einfacher möglich. Und eine Krankschreibung von 4-6 Wochen in der Regel ausreichend. Wobei hier 8-12 Wochen für das vollständige Knie die Regel sind. Also reduziert sich die Arbeitsunfähigkeit teilweise um ca. 50%!