Revision Kniegelenk

Wie bei jedem großen Gelenk ist auch beim Kniegelenk fast immer möglich, eine vorhandene Prothese gegen eine neue auszutauschen. Sollte z.B. eine Instabilität des Kniegelenks die Ursache für die anhaltenden Beschwerden sein, ist häufig eine Änderung der Mechanik in eine höhere Eigenstabilität des Implantats notwendig. Das neue Implantat wird dann in der Regel immer etwas größer sein als das vorherige.

Drei Komponenten Knieprothese
                                                                                                                                                          © Firma Smith Nephew

Auch hier haben wir jahrelange Erfahrung mit vielen unterschiedlichen Implantaten und wissen um die Vor- und Nachteile der jeweiligen Systeme. Das Grundkonzept ist auch hier: nur soviel Implantat wie für die Stabilität nötig.

Vor jedem Eingriff steht eine präzise Planung im Vordergrund. Alle Möglichkeiten werden dabei abgewogen und die notwendigen Schritte im Voraus abgesprochen, so dass man während des Eingriffs keine bösen Überraschungen erlebt. Hierzu gehört neben einem sehr guten konventionellen Röntgenbild in einigen Fällen auch eine erweiterte Diagnostik mit Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und selten auch eine Szintigraphie.

Was versteht man unter einer Knierevision?

Bei einer fortgeschrittenen Arthrose im Kniegelenk wir heutzutage nach Ausschöpfen der konservativen Therapieoptionen ein “neues Kniegelenk” eingesetzt. Eine sogenannte Kniegelenksendoprothese ist heutzutage eine sehr sichere und falls richtig indiziert eine sehr erfolgversprechende Operation. Auch die Haltbarkeit eines Knieimplantats ist sehr lange. In der Literatur wird diese mit über 80% nach 25 Jahren angegeben, d.h. nach 25 Jahren sind noch über 80% der ursprünglich eingesetzten Prothesen voll funktionsfähig!

Allerdings gibt es trotzdem rund 20.000 Wechsel-Operationen, sogenannte Knie-Revisionen. Die Gründe für eine erneute Operation sind vielseitig. Die zwei häufigsten Ursachen für einen erneuten operativen Eingriff sind eine Lockerung und/oder eine Infektion. Unter einer “reinen Lockerung”, also einer aseptische Lockerung, versteht man ein Auslockern der Prothese vom Knochen. Normalerweise ist die Verbindung des Knochens zu dem Implantat mit einer dünnen Zementschicht fixiert. In seltenen Fällen löst sich aber diese Fixierung.

Bei einer erneuten Operation müssen dann die lockeren Teile und die zugehörigen Zementreste entfernt werden. Sofern kein größerer Knochendefekt besteht, also der Knochen um das Implantat herum intakt ist, kann ein neues Implantat relativ einfach erneut fixiert werden. Teilweise wird ein Stiel mit eingesetzt, der in den jeweiligen Knochen am Ober- und Unterschenkel einige Zentimeter hineinreicht. Dieser erhöht die Stabilität und somit auch die Haltbarkeit im Revisionsfall. Liegt hingegen eine Infektion vor, ist oftmals ein zweizeitiger Wechsel notwendig. D.h. in einer ersten Operation werden zunächst alle Prothesenteile sowie insbesondere der zugehörige Zement entfernt. Die Gelenkschleimhaut wird ebenfalls sehr sorgfältig reseziert. Also eine totale Synovektomie durchgeführt und somit das gesamte Gewebe, das direkt mit dem Gelenk in Verbindung steht entfernt. Der Grund hierfür ist, dass sich mögliche Bakterien oftmals an der Oberfläche des Implantats oder an anderen Fremdkörpern wie Zementresten festsetzen und einen sogenannten “Biofilm” bilden. Dieser kann nur durch einen Austausch der Prothesenteile entfernt werden. In seltenen Fällen wird unter bestimmten Voraussetzungen bei der gleichen Operation sofort ein neues Implantat eingesetzt. In der Mehrzahl der Fälle wird jedoch nur eine vorläufige Prothese aus antibiotikahaltigem Zement eingesetzt. Diese ist im Gegensatz zu früher heutzutage relativ stabil und hat auch grundlegend die gleich Form und Funktion wie eine “richtige Prothese”.

Nach einigen Wochen wird in einer zweiten Operation dieses Interimsimplantat dann wiederum entfernt und eine neue Original-Prothese eingesetzt. Es schließt sich in der Regel eine mehrwöchige Antibiotikatherapie an, um sicher zu stellen, dass sich verbliebene Bakterien nicht erneut an der Prothese festsetzen. Die Erfolgsaussichten dieser aufwendigen Behandlung sind heutzutage jedoch sehr gut und es kommt zu einer Ausheilung und einer relativ guten Funktionsfähigkeit des Gelenks.

Weitere Gründe für eine Knie-Revision, also eine Wechseloperation bei einliegender Kniegelenksendoprothese sind:

  • Instabilität des Gelenks
  • Implanatatfehlpositionierung
  • Verschleiß des Implantats
  • Voranschreiten der Arthrose
  • Fraktur (Knochenbruch)
  • Bewegungseinschränkung des Gelenks
  • andere seltene Ursachen

Wann kann es zu einem Wechsel der Knieprothese kommen und wie äußern sich die Symptome?

Mögliche Symptome, die einen Wechsel der Knieprothese vermuten lassen, sind in der Regel fast immer Schmerzen im Gelenkbereich, die nicht wieder vergehen und über längere Zeit anhalten. Oftmals nehmen diese auch im Verlauf deutlich zu. Sollte noch eine Schwellung, Rötung und Überwärmung dazukommen muss umgehend gehandelt werden, um zu verhindern, dass eine mögliche Infektion sich ausbreitet.

Wie ist der Ablauf bei einer Knierevision?

Auch wenn die Haltbarkeit der Knieprothesen heutzutage sehr gut ist und die Anzahl der Revisionen im Verhältnis zu Neuimplantationen niedrig ist, sollte dieser Eingriff nur von spezialisierten und zertifizierten Zentren durchgeführt werden. Gerade im Bereich der speziellen Antibiotikatherapie gibt es heutzutage sehr gute Konzepte, die jedoch ebenso wie der Umgang mit speziellen Revisionsinstrumenten und -implantaten eine gewisse Routine erfordert. Abhängig von den Allgemein- und Nebenerkrankungen des Patienten muss dieser Eingriff dann auch in einer größeren Klinik durchgeführt werden.

Kritische Vorerkrankungen sind insbesondere Herz-, Lungen- oder Nierenerkrankungen sowie das metabolische Syndrom, eine Kombination aus gestörtem Fettstoffwechsel, schlechten Cholesterinwerten, erhöhte Blutdruck und einer Insulinresistenz bzw. eine manifesten Typ 2 Diabetes.

Dauer der Arbeitsunfähigkeit / Ablauf nach der Revision?

Die Dauer einer Arbeitsunfähigkeit liegt nach einer Erstimplantation bei ca. 8-12 Wochen. Im Falle einer kleinen Revision der Knie-Endoprothese ist oftmals kein mehrwöchiger Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik notwendig und sie kann mittels Physiotherapie nachbehandelt werden. Im Falle einer aufwendigen und zweifachen Operation ist mit einer Antibiotikatherapie von oftmals 12 Wochen zu rechnen. Somit sind hier Arbeitsunfähigkeiten von über 12 Wochen oftmals notwendig.

Lit.:
How long does a knee replacement last? A systematic review and meta-analysis of case series and national registry reports with more than 15 years of follow-up.
Evans JT, Walker RW, Evans JP, Blom AW, Sayers A, Whitehouse MR.
Lancet. 2019 Feb. 16; 393 (10172): 655-663. doi: 10.1016/S0140-6736(18)32531-5. Epub 2019 Feb.14.

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